Martin Bucer (1491-1551), der Reformator von Straßburg, lebte, predigte und schrieb ein Jahr lang in Bonn (1542/43), um im Auftrag des Erzbischofs von Köln, Hermann von Wied, die Reformation des Erzbistums Köln vorzubereiten, bis diese Reformation durch Waffengewalt erstickt und der Erzbischof abgesetzt wurde. Später wurde die von Bucer vorgeschlagene Kölner Kirchenordnung zum Vorbild für die englische Reformation durch Erzbischof Thomas Cranmer.
Nach seiner Flucht nach England wurde Bucer Professor in Cambridge und beeinflußte maßgeblich das bis heute verwendete liturgische Handbuch der anglikanischen Kirche (Book of Common Prayer). Außerdem verfaßte er dort sein Hauptwerk über die Herrschaft Christi 'De regno Christi' (1550), in dem er nachdrücklich forderte, daß die Kirche, die allein durch die Verkündigung des Evangeliums entstehe, auch die sozialen und politischen Belange im Namen Jesu mitzugestalten habe.
Hauptinteresse Bucers war es, Lutheraner, Reformierte und Anglikaner an einen Tisch zu bekommen. Er war der einzige Reformator, der eine Einigung mit Täufern und Schwärmern suchte. Außerdem arbeitete er bis zuletzt darauf hin, auch die verbliebene katholische Kirche für die Rechtfertigung allein aus Gnaden zu gewinnen und zu reformieren. Seine Theologie ist eine Kombination reformierter, anglikanischer und pietistischer Elemente aus französischer, deutscher und englischer Tradition.
Das Martin Bucer Seminar fühlt sich dem Anliegen Bucers verpflichtet und möchte auf einer reformatorischen Grundlage und aufgrund immer wieder neuen Studiums der Heiligen Schrift dazu beitragen, dass evangelikale und evangelische Christen ihre Gemeinsamkeiten wieder entdecken oder zurückgewinnen.
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Quelle: Thomas Schirrmacher, "Einheit durch Hören auf die Schrift und aufeinander", Martin Bucer - Fanatiker der Einheit, Jahrbuch des MBS 1 (2001), VKW, S. 9–74.