Bonner Querschnitte 04b/2007 Ausgabe 33b

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Das Martin Bucer Seminar nimmt Abschied von seinem Studenten Necati Aydin

(Bonn, 27.04.2007) „Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind“ – Unter diesem Text aus Lukas 10,20 stand die Trauerfeier für Necati Aydin am 21. April 2007 in Izmir. Er war einer der am 18. April 2007 von islamistischen Extremisten in Malatya ermordeten drei Christen. Mit ihm starben Ugur Yüksel und Tilmann Geske.

Zu Beginn des Gottesdienstes wurde der Sarg unter großem Applaus in den Garten der Kirche hineingetragen. Spontan stimmten die etwa 500 Trauergäste den Chorus „Die Güte des HERRN hat kein Ende, sein Erbarmen hört niemals auf“ nach den biblischen Worten von Klagelieder 3,22-23 an.

Shemza, Necatis Frau, sprach in sehr bewegenden und ruhigen Worten von der großen Bedeutung des Todes ihres Mannes: „Er starb für Jesus, weil er für Jesus lebte.“ So sehr sie auch ihren Mann geliebt habe und sich auf ein Wiedersehen mit ihm in der Ewigkeit bei Gott freue, so sehr müsse doch Jesus die erste Priorität im Leben eines Menschen haben.

Eingerahmt von Lobpreis-Chorussen würdigten Pastoren aus dem ganzen Land das Leben des Verstorbenen. Der Studienleiter des Martin Bucer Seminars (MBS) in der Türkei, Pastor Ihsan Özbek (Ankara), verwies als Präsident der Vereinigung protestantischer Gemeinden in der Türkei noch einmal eindringlich auf die seit Jahren immer wieder vorgebrachten unhaltbaren Vorwürfe und Anklagen den christlichen Gemeinden gegenüber. Aber durch das feste Vertrauen auf das Wort Gottes in der Bibel und den unerschütterlichen Glauben an den Herrn Jesus Christus werde die türkische Kirche weiterhin ihren Dienst tun, zum Segen von Volk und Land.

Der Präsident von MBS-Türkei, Pastor Behnan Konutgan (Istanbul), erinnerte in einer schriftlichen Stellungnahme als Leiter der türkischen Bibelgesellschaft an den hervorragenden Dienst von Necati Aydin für die Verbreitung der Bibel in der Türkei. Erst im Jahr 2006 habe man über die in Malatya tätigen Mitarbeiter des Zirve-Verlages unter Leitung von Aydin 10.000 Bibeln interessierten Türken zur Verfügung stellen können. Konutgan hoffe, dass sich jetzt nach dem tragischen Mord an den drei Christen auch in der Türkei das Wort des Kirchenvaters Tertullian erfülle: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.“

Nach dem Gottesdienst fuhren die Trauergäste, unter ihnen auch Dekan und Prodekan des Martin Bucer Seminars aus Deutschland, unter Polizeischutz in Bussen zu einem christlichen Friedhof, wo Necati Aydin unter großer Anteilnahme beigesetzt wurde.

Necati Aydin stammte selbst aus einer islamischen Familie aus der Nähe von Izmir und fand 1994 zum lebendigen Glauben an Jesus Christus. Viele Jahre bezeugte er aktiv und offen seinen Glauben und wurde dafür mehrfach von Muslimen verklagt. Für das Verbreiten von Bibeln an einem Straßenstand (was in der Türkei grundsätzlich erlaubt ist) wurde er im Jahre 2000 vier Wochen in Haft genommen, bevor man ihn wieder frei ließ, da man ihm keine ungesetzlichen Handlungen nachweisen konnte. Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte, an den er sich in dieser Sache wandte, erlebte er nicht mehr. In einem großen Theaterstück über das Leben Jesu, welches mehrfach in den großen Städten der Türkei aufgeführt wurde, spielte Necati die Person Jesu.

Vor einigen Jahren ging er mit seiner Familie nach Malatya, wo er Pastor der dortigen Kurtulus-Gemeinde (einem Gemeindeverband unter der Leitung von Pastor Ihsan Özbek) wurde. Dabei arbeitete er parallel als Mitarbeiter des Zirve-Verlages, eines in Istanbul ansässigen christlichen Verlages mit Distributions-Büros in verschiedenen Städten des Landes.

Erst im Oktober hatte Aydin mit einen Theologiestudium am MBS-Studienzentrum in Ankara begonnen, um für seinen pastoralen Dienst besser ausgebildet zu sein. Er hinterlässt seine Frau Shemza und seine beiden Kinder Esther (5) und Elisha (7).

Das Martin Bucer Seminar ist eine europäische theologische Hochschule mit Zweigen in Deutschland, Österreich, Schweiz, Tschechien und der Türkei, die jeweils unter einheimischer Leitung stehen. Das türkische Programm wird in Türkisch und Englisch unterrichtet.

Der Rektor des Martin Bucer Seminars, Prof. Dr. Thomas Schirrmacher dankte der weltweiten Christenheit für die vielen Beileidsbekundungen, die er erhalten habe. Auch die Solidarität der Mitstudenten sei überwältigend. Er gab zudem bekannt, dass das Seminar zur Unterstützung der Hinterbliebenen der drei Opfer und zum Schutz der einheimischen Gemeinden ein Spendenkonto eingerichtet habe. Alle Spenden werden ohne Abzug direkt an die Betroffenen weitergeleitet.

Institut für Weltmission und Gemeindebau e.V.
Kto. 3 690 334
BLZ: 520 604 10
Evangelische Kreditgenossenschaft Kassel eG
Verwendungszweck: Märtyrer Malatya
IBAN: DE02520604100003690334
BIC: GENODEF1EK1

 

Zusätzliches Material:

• Auszug aus der Pressekonferenz vom 19.04.2007 unter Opens external link in new windowwww.youtube.com/watch

• Meldung des Islam-Institutes zur Ermordung von drei Christen in Malatya Opens external link in new windowwww.islaminstitut.de/Vollanzeige-Pressemitteilung.54+M5e4ff5788a7.0.html

• Eine eineinhalbminütige Meldung des türkischen Fernsehsenders ShowTVnet zur Beerdigung von Necati Aydin kann unter Opens external link in new windowwww.youtube.com/watch angesehen werden.

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