Bonner Querschnitte 14/2019 Ausgabe 578
ZurückWas es für den Dialog zwischen Christen und Muslimen braucht
Studientag evangelikaler Gruppen in der Landeskirche Baden
idea-Pressemeldung, Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung
(Bonn, 15.04.2019) Es braucht nicht viel, um mit Muslimen ins Gespräch zu kommen. âFür einen gelingenden Dialog benötigt man lediglich eine gefüllte Teetasse oder zwei. Und man leistet durch diese Gastfreundschaft einen wichtigen politischen Beitrag zur Integration.â Das sagte der stellvertretende Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, Thomas Schirrmacher (Bonn), auf einem Studientag des âNetzwerks evangelischer Christen in Badenâ und der âChristusBewegung Badenâ am 6. April in Pforzheim. Anlass war das âGesprächspapier Christen und Muslimeâ der Evangelischen Landeskirche in Baden. Es soll noch bis Ende 2019 diskutiert und 2020 verabschiedet werden. In einem Gutachten hatte Schirrmacher zuvor kritisiert, dass es wesentliche Themen, etwa die Frage nach dem Heil der Gläubigen, auÃer Acht lasse. Christliche Vorstellungen, etwa von Barmherzigkeit, würden unkritisch auf den Islam übertragen. Auf dem Studientag sagte er, dass nicht nur Christen mit einem relativistischen Wahrheitsverständnis im Dialog mit Muslimen seien: âIm weltweiten MaÃstab sind es gerade solche Christen, die von der Wahrheit ihres eigenen Glaubens überzeugt sind, die am intensivsten den Dialog mit Muslimen führen.â
Warum Muslime für Mohammed beten
Schirrmacher warnte davor, bestehende Unterschiede in der Lehre einzuebnen, auch wenn sich Begriffe ähnelten. Die âDNA der beiden Religionenâ würden sich in vielen Bereichen grundsätzlich unterscheiden. Als Beispiel nannte er das Gottesbild: Der Kern des christlichen Glaubens sei die âgröÃtmögliche Gottesnäheâ, die man sich vorstellen kann. Für Muslime ist dagegen die Freiheit Gottes und damit auch die Sorge vor einer Vereinnahmung Gottes durch die Gläubigen vorherrschend. Dass Gott bzw. sein Geist im Herzen eines Menschen wohnt, sei für einen muslimischen Gläubigen undenkbar. Auch die christliche Vorstellung, in der Ewigkeit mit Gott und mit Jesus Mahlgemeinschaft zu haben, sei für Muslime äuÃerst befremdlich. âDas Leben nach dem Tod stellen sich Muslime zwar als âParadiesâ vor, die Nähe Gottes spielt dabei aber keine Rolle.â Viele Muslime würden regelmäÃig für ihren Propheten Mohammed beten, da selbst er nicht wissen konnte, ob er einmal bei Gott sein werde.
Diskussionen münden in Streitgespräche
Der langjährige Leiter von OM Deutschland, Tobias Schultz (Mosbach), riet dringend davon ab, sich auf theologische Diskussionen über die Dreieinigkeit oder die Gottheit Jesu einzulassen. Der Denkrahmen der islamischen Lehre sei so anders, dass man durch Argumente allein kaum weiterkomme, sagte der Theologe und Islamkenner. âDiskussionen über die Lehre der beiden Religionen werden fast immer zum Streitgespräch, Geschichten der Bibel dagegen gehen ins Herz und können dort Veränderung bewirken.â Er empfahl, aus der Bibel zu erzählen und gemeinsam darin zu lesen: Geschichten aus dem Alten Testament über die Schöpfung, den Sündenfall oder die Hoffnung auf Erlösung durch den Messias. Auch Wundergeschichten aus dem Neuen Testament über die besondere Autorität Jesu seien dafür gut geeignet.
Downloads und Links:
- Foto 1 und Foto 2: Thomas Schirrmacher während seines Vortrags © BQ/Warnecke
- Foto 3: Thomas Schirrmacher während seines Vortrags (Nahaufnahme) © BQ/Warnecke
- Foto 4: Thomas Schirrmacher (links) mit Pfarrer Lothar MöÃner, Vorsitzender der ChristusBewegung Baden (zweiter von links), dem gastgebende Pfarrer, Christian Gossweiler (in der Mitte), und Pfarrer Theo Breisacher (ganz rechts) vom Netzwerk evangelischer Christen in Baden © BQ/Warnecke © BQ/Warnecke
- Foto 5: Tobias Schultz, langjähriger Leiter von Operation Mobilisation (OM) Deutschland und nun im Dienst für die arabische Welt sowie in der Flüchtlingsarbeit in Deutschland tätig, während seines Vortrags © BQ/Warnecke
- Flyer der Veranstaltung (pdf)