Bonner Querschnitte 16/2024 Ausgabe 793

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Schirrmacher veröffentlich sein Grußwort zum kommenden Nizäa-Jubiläum

(Bonn, 05.06.2024) Im Jahr 325 fand das Konzil von Nizäa statt. Es gilt als erstes ökumenisches Konzil, auf dem es vor allem um den Arianismus und die Frage nach der Gottheit Jesu Christi ging, das aber auch andere Themen wie den Ostertermin oder die Priester- und Bischofweihe behandelte. 2025 feiert das Konzil sein 1700-jähriges Jubiläum. Erzbischof Dr. Thomas Paul Schirrmacher hat nun sein Grußwort zu diesem Jubiläum aus dem Webinar „Von Nizäa aus gemeinsam zur Einheit: der Beginn eines Neubeginns“ vom 8. Februar 2024 veröffentlicht.

Schirrmacher stellte besonders die Komplementarität der biblischen Lehre heraus, die Nizäa bestens erfasst habe: „Ich bin davon überzeugt, dass die Bischöfe in Nizäa zweierlei taten, was weit über die eigentliche Christologie und ihren Bezug zum dreieinigen Gott für die Gewinnung der Einheit der Christen auf Grundlage der gemeinsamen Offenbarung in Jesus Christus und der ihn bezeugenden Heiligen Schrift wichtig ist. Es geht nämlich darum, dem Umstand gerecht zu werden, dass die Offenbarung uns häufig scheinbar als Paradoxon entgegentritt, ich persönlich verwenden dafür gerne den neueren, weniger negativ klingenden Begriff ‚Komplementarität‘.

1. Komplementarität: Der Schöpfer ist der Erlöser. Das Bekenntnis von Nizäa beginnt mit dem Schöpfer als Überschrift für die Geschichte der Erlösung und reißt die beiden zentralen Elemente des christlichen Glaubens, Schöpfung und Erlösung, nicht auseinander, sondern sieht sie zusammen, eines ohne das andere ist undenkbar.

2. Komplementarität: Jesus Christus ist ganz Mensch von seiner Zeugung in und Geburt durch die Jungfrau Maria bis zu seinem Tod am Kreuz. Doch dieser Mensch, der im Gehorsam, gegenüber seinem Vater die Erlösung erwirkte, ist zugleich der ewige Gott, der Sohn Gottes und der, durch den die Welt erschaffen wurde.“

Schirrmacher sprach allerdings auch von kritischen Aspekten, die näher untersucht werden sollten, namentlich Nizäa als endgültiger Moment der Trennung des Christentums vom Judenchristentum und Judentum: „Wir wollen dabei auch nicht verhehlen, dass wir auch kritische Aspekte des Konzils aufarbeiten wollen, etwa die Rolle, die es bei der endgültigen Distanzierung vom Judentum und den damals noch bestehenden judenchristlichen Gemeinde gespielt hat, vor allem im Rahmen der Separierung des Ostertermins vom jüdischen Passahtermin und der Festlegung des Sonntags als einzig möglichem Tag für den Gottesdienst. Hier gibt es noch manches Forschungsdesiderat.“

Das Webinar „Von Nizäa aus gemeinsam zur Einheit: der Beginn eines Neubeginns“ fand statt, weil sich die christliche Welt darauf vorbereitet, im Jahr 2025 den 1700. Jahrestag des Konzils von Nizäa zu feiern, auf dem zum ersten Mal Bischöfe aus der gesamten Christenheit zusammenkamen. Das Webinar bot tiefgreifende Reflexionen über das Konzil von Nizäa und sein bleibendes Erbe für die Christen von heute.

Die Eröffnungsansprachen wurden von Seiner Heiligkeit, dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus, vom Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Pfarrer Prof. Dr. Jerry Pillay, von Kardinal Kurt Koch, dem Präsidenten des vatikanischen Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, und von Erzbischof Dr. Thomas Paul Schirrmacher, zu der Zeit noch Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, gehalten.

Die Veranstaltung wurde von der Initiative „Pasqua Together 2025“ („Ostern gemeinsam 2025“) organisiert, die dazu aufruft, dass alle Kirchen Ostern am gleichen Datum feiern, da die östliche und die westliche Christenheit derzeit unterschiedliche Berechnungsmethoden für den Ostertermin haben.
 

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