Bonner Querschnitte 18/2020 Ausgabe 636
ZurückWEA im Vatikan
Zusammenarbeit mit muslimischen und jüdischen Vertretern im Namen der Religionsfreiheit
(Bonn, 23.03.2020) Bei Treffen von 25 jüdischen, muslimischen und christlichen Führern, die sich mit den Themen religiös motivierte Konflikte und Verfolgung befassten, war die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) durch Prof. Dr. Thomas K. Johnson vertreten. Zu den Treffen an der Päpstlichen Universität Gregoriana, die mit Unterstützung mehrerer Abteilungen des Vatikans durchgeführt wurden, hatten das Multi-Faith Neighbors Network und das Büro für Internationale Religionsfreiheit des US-AuÃenministeriums eingeladen. Die Gruppe besuchte auch Papst Franziskus, um die Themen mit ihm zu besprechen.
Der US-Sonderbotschafter für internationale Religionsfreiheit, Sam Brownback, sagte in einem Interview mit dem Religious News Service: âIch glaube, die Welt schreit nach dieser Bewegungâ, und er fügte hinzu, dass dieses Thema nicht ignoriert werden könne, auch wenn die Welt vielleicht nicht gerne über Religion sprechen wolle. âHätten wir die religiösen Akteure vor 30 Jahren in die Friedensverhandlungen und -diskussionen im Nahen Osten einbezogen und gesagt: âOK, wir denken so darüber, was meinen Sie? Helfen Sie uns, Frieden zu schaffenâ, dann wären wir heute vielleicht schon weiterâ, sagte er. âWir haben immer noch keinen Frieden im Nahen Osten, und die Perspektiven sind nicht sonderlich gut.â
Das Treffen und die daraus folgenden Bemühungen sehen multireligiöse Interventionen überall dort vor, wo Religionen zu Feindseligkeit und Gewalt beitragen, statt für das Wohlergehen von Völkern und Gemeinschaften zu sorgen. Die vertretenen Religionen verpflichteten sich in einer kurzen Erklärung insbesondere zu folgenden Punkten:
âSolche Bemühungen auf diejenigen zu konzentrieren, die von Konflikten und Massakern heimgesucht werden, indem Teams in ein oder zwei Gebiete geschickt werden, die noch nicht von multireligiösen Bemühungen profitieren, um zum Frieden zu führen und anzuspornen.â
âSich vor unseren politischen und staatlichen Verantwortlichen dafür einzusetzen, dass die Werte der Religionsfreiheit, der bürgerlichen Gleichberechtigung und der gesellschaftlichen Veränderung von Unterschieden als Grundlage von Gesetzen, Politik und staatlichen Normen genutzt werden.â
Dr. Johnson nahm an diesen Bemühungen in zwei Funktionen teil: Als WEA-Botschafter für den Vatikan vertritt er evangelikale Christen bei Treffen mit verschiedenen Abteilungen des Vatikans und als Mitarbeiter des WEA Programms für den interreligiösen Dialog arbeitete er direkt mit Kyai Haji Yahya Cholil Staquf, dem Generalsekretär der indonesischen Nahdlatul Ulama (NU), einer indonesischen und zugleich der gröÃten muslimischen Organisation der Welt, zusammen, die die UN-Definition von Religionsfreiheit in die Diskussionen einzubringen versucht. Die Vertreter der groÃen monotheistischen Religionen bekräftigten nun gemeinsam schriftlich Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO von 1948: âJeder Mensch hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit.â
Dr. Johnson kommentierte das Ereignis mit folgenden Worten: âDie Verringerung von religiöser Verfolgung und religiös motivierter Gewalt hängt von den Ergebnissen eines weltweiten Umdenkens der Beziehungen zwischen Religionsgemeinschaften und Nationalstaaten ab. Bis vor einem Jahrhundert oder weniger haben unsere christlichen Kirchen ungewollt zu schrecklichen Kriegen, wie dem Ersten Weltkrieg, durch die Art und Weise, in der die Kirchen mit den GroÃmächten in Beziehung standen, beigetragen. In den entsetzlichen Schlachten dieses Krieges dachten die meisten Soldaten auf beiden Seiten, sie würden für Gott gegen gottlose Feinde kämpfen. Dabei war ihnen nicht bewusst, dass sie das Vaterunser zusammen mit den Soldaten, die sie töteten, hätten beten können. Danach fingen die Christen langsam an, die Beziehung zwischen Kirche und Staat zu überdenken.â
âDiese Gruppe könnte, insbesondere dort, wo es Spannungen und Gewalt gibt, eine entscheidende Rolle dabei spielen, diese Art des Umdenkens auf globaler Ebene innerhalb und zwischen den Religionen voranzutreiben. Der Schutz der streng definierten Religionsfreiheit ist von entscheidender Bedeutung, da dieser Schutz die Erwartung weckt, dass Menschen verschiedener Religionen gute Bürger im selben Land sein können und dass eine andere Religion oder Nation keine Verkörperung des Bösen ist. Um das zu verwirklichen, muss die Unterstützung für die Religionsfreiheit von den Führern aller Religionsgemeinschaften kommen.â
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