Welche Religionen sind anfällig für Gewalt?
Welche Religionen sind besonders anfällig für Gewaltanwendung? Sind es nur Christentum und Islam oder etwa auch der Buddhismus? Diese Frage stellten die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen und die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung bei einer Podiumsdiskussion am 8. Dezember in Berlin. ...
Welche Religionen sind besonders anfällig für Gewaltanwendung?
Nicht nur Christentum und Islam - auch der Buddhismus ist keineswegs friedlich
B e r l i n (idea) - Welche Religionen sind besonders anfällig für Gewaltanwendung? Sind es nur Christentum und Islam oder etwa auch der Buddhismus? Diese Frage stellten die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen und die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung bei einer Podiumsdiskussion am 8. Dezember in Berlin. Der Theologieprofessor Wolf Krötke erklärte, der Glaube an nur einen Gott (Judentum, Christentum und Islam) könne zu einer Herrschaftstheorie werden: „Dann bestimmt der eine Herrscher im Himmel jene zum Herrschen, die an ihn glauben.“ Alle Religionen sollten zur Selbstkritik fähig sein. Der Religionswissenschaftler Georg Schmid (Zürich) bezeichnete es als ein „Traumbild für Westler“, daß der Buddhismus eine friedliche Religion sei. Auch Buddhisten hätten etwa in der Mongolei gewaltsam missioniert. In Berlin hätten Mönche kürzlich einen Tempel eröffnet, wo Interessierte Kurse in fernöstlichem Kampfsport belegen könnten. Dies diene angeblich dem inneren Kampf des Menschen mit sich selbst. Tatsächlich fechte man aber mit Schwertern gegeneinander. Der Berliner Theologie- und Philosophieprofessor Richard Schröder erklärte, das Motiv für viele angeblich christliche Glaubenskriege sei „die Beute, nicht die Religion“ gewesen. Wenn man dem Christentum die Kreuzzüge und die Hexenverfolgung vorwerfe, sei dies eine Vereinfachung. Martin Luther etwa habe Forderungen nach einem neuen Kreuzzug abgelehnt, obwohl die Türken 1529 vor Wien standen.
Islam: Selbstmordattentate werden begrüßt
Die Bonner Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher erklärte, die islamische Theologie verstehe unter einer friedlichen Gesellschaft eine einheitliche Gesellschaft unter dem islamischen Gesetz, der Scharia. Minderheiten wie Juden und Christen blieben stets untergeordnet. Unterschiede bestünden auch im Verständnis von Märtyrern. Im Christentum seien sie Opfer, denen das Leben wegen ihres Glaubens genommen werde. Im islamischen Verständnis aber gäben Märtyrer ihr Leben aktiv im Kampf für die Sache Gottes dahin und kämen direkt ins Paradies. Daher falle es muslimischen Gelehrten schwer, Selbstmordattentate zu verurteilen. In an den Westen gerichteten Aussagen würden sie verurteilt und in Verlautbarungen für die muslimische Gemeinschaft begrüßt. Der Islam enthalte ein Gewaltpotential, wenn die Koranverse vom Kampf gegen die Ungläubigen unmittelbar auf heutige Ereignisse übertragen würden.